Ostfriesisches Filigran

Herkunft und Herstellung 


Filigran, woher kommt das eigentlich? Also, das Wort Filigran leitet sich aus dem lateinischen ab:

Filum = Faden und Granum =  Korn. 

Die Kunst der Filigranherstellung wurde erstmals erwähnt um 2000 vor Christus in der zweiten Schicht von Troja, und in Hellas um 1500 v. Chr. in Mykene. Auch die Ertrusker kannten das Filigran (um 750 v. Chr.) und verzierten ihre Waffen und Tafelgeräte in unerreichter Vielfältigkeit. 

Die Germanen entwickelten in der Bronzezeit eine bedeutende Perfektion der Goldschmiedekunst, die die Goten in der Völkerwanderung besonders stark unterstützten. Den Höhepunkt der mitteralterlichen Goldschmiedekunst stellten die Schöpfungen der byzantinischen und karolingischen Künstler dar. 

Seit dieser Zeit ist auch uns hier in Nordeuropa das Filgran bekannt. Seefahrer und Kaufleute, die im Mittelmeerraum Handel betrieben, brachten Kunstwerke in Filigran mit nach Hause. 

Zur damaligen Zeit blühte auch in Nordeutschland, genauer gesagt im friesischen Raum, die Goldschmiedekunst. Zu den Friesen gehörten und gehören heute immer noch die Westfriesen (Provinz Leeuwarden), Ostfriesen (Niedersachsen) und die Nordfriesen (Schleswig-Holstein). 

Jedes dieser Länder hat bis heute seine Eigentümlichkeit bewahrt, doch durch das Filigran besteht zwischen allen eine Verbindung. Das aus dem Mittelmeerraum mitgebrachte Filigran wurde in die heute so typische Form des Filigrans umgewandelt und heute von Generation zu Generation als pernliches Gut der Goldschmiedekunst weitervererbt.

Als Grundmaterial wird Rotgold verwendet, da sich dieses besonders gut dehnen lässt. Es wird zu feinen Drähten umgeformt und von Hand Stück für Stück zur Kontur gebogen. Noch feinerer, flachgewalzter Draht dient als Grundlage zur Füllung. Ob nun glatter oder kordierter Draht, jeder Schnörkel wird einzeln per Zange mit der Hand gebogen. Dabei muss die ererbte Form der Stücke bewahrt werden, um die Ursprünglichkeit eines jeden Stückes zu erhalten. Dazu ist eine Genauigkeit erforderlich, die nur nach langer Übung erbracht werden kann. 

Ist die Füllung fertig, hält sie sich selbst durch Eigenspannung in der Kontur. Auf die Rückseite des Stückes wird Flussmittel gegeben. Hierauf wird nun das Streulot aufgetragen. Bei gleichmäßiger Hitze  um 800 °C fliesst das Lot und verbindet sich homogen mit dem Ursprungsgold. Die feine Füllung ist nun fest mit der Kontur verbunden und kann weiterverarbeitet werden. Es wird je nach Stück gewölbt, gebogen oder zur Kugel geformt. Danach werden Ösen, Ketten, etc. befestigt. Selbst die Muscheln werden heute noch per Hand gefertigt. 

So sind zwar die heutigen Filgranstücke eine Kopie alter Familienbesitze, doch trägt jeder Ring, jede Nadel und jedes Collier den Stempel des Einzelstückes, denn die Hand ist nicht vollkommen, somit eins mit dem anderen Stück nicht vergleichbar. 

Jedes Stück ist ein Unikat.

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 Goldschmiedemeister H.-H. Keitsch, Tjücher Weg 38, 26810 Westoverledingen